Durch die Kommentare rund um meinen Beitrag zum IDEAS Wettbewerb "Head Back to Hogwarts" (hier oder hier zu sehen) entschloss ich mich, hier mal ein paar grundsätzliche Bautechniken und Infos zu Größenverhältnissen von LEGO Steinen zu schreiben.
Das Verhältnis von Höhe zu Breite einer 1 x 1 Platte beträgt 2 zu 5:
Das bedeutet, dass die Höhe von fünf Platten der Breite von zwei Studs (= Noppen) entspricht:
Fünf 1 x 2 Platten übereinander bilden somit eine quadratische Form.
Diese Eigenschaft kann man sich zunutze machen, um feinere Strukturen und Richtungswechsel in seine Bauwerke zu integrieren. Da man hierbei die Steine nicht normal mit den Noppen nach oben aufeinandersteckt, zählen diese Bautechniken zu den sogenannten "SNOT-Techniken" (Studs not on top).
Aus diesen Größenverhältnissen lassen sich nun etliche Baumöglichkeiten ableiten:
Dass ein normaler LEGO Stein drei Platten hoch ist, dürfte den meisten gut bekannt sein. Nimmt man einen Brick Modified 1x1 with Stud on 1 Side, und setzt zwei Platten darunter, kann man eine 1x2 Platte seitlich daran befestigen und erreicht genu deren Höhe:
Genau dieses Verhältnis macht sich auch der Brick Modified 1 x 1 x 1 2/3 with Studs on 1 Side zunutze:
Wie bereits erwähnt besitzt ein Stein die Höhe von drei Platten, also einen Wert von sechs Längeneinheiten. Eine Platte hat jedoch eine Breite von fünf Längeneinheiten, womit zur Höhe eines Steines eine halbe Plattenhöhe fehlt:
Genau diesen Wert einer Längeneinheit, bzw. einer halben Plattenhöhe besitzt der Absatz an den "Laternensteinen" oder Brick Modified 1 x 1 with Headlight, den es lange vor allen anderen Steinen mit Noppen an der Seite gab. Setzt man einen dieser Steine 90° gedreht auf einen anderen, ergibt sich durch die beiden Absätze wieder eine ganze Plattenhöhe, die genutzt werden kann, um die Baurichtung innerhalb einer Steinhöhe um 180° zu drehen:
Die Tiefe des Steins an der Stelle der seitlichen Noppe beträgt hier dementsprechend zwei Platten. Bei sogenannten Brackets erweitert sich die Breite um eine halbe Plattenhöhe und entspricht somit ebenfalls drei Plattenhöhen, bzw einem Stein:
Diese Teile lassen sich gut nutzen um "halbe" Lücken zu schließen. Möchte man beispielsweise nur zwei Platten quer legen, kann man die fehlende Länge mithilfe eines Brackets ausgleichen um wieder auf "gerade" Größen zu kommen:
Ebenso lassen sich zu diesem Zweck sogenannte Panels nutzen. Hier beträgt die innere "Tiefe" durch die seitliche Wand nur noch vier Längeneinheiten. LEGO selbst hat diese Begebenheit (und einige weitere hier bereits genannte Techniken) bei den Türen des Aston Martin DB5 genutzt, wie im folgendne Bild zu sehen ist:
Um die verwendeten Teile etwas besser sichtbar zu machen, habe ich den relevanten Teil der Tür in bunten Farben nachgebaut:
Generell ist es schwierig, eine breite von drei Noppen um 90° gedreht zu verbauen, da mit normalen Platten als Gegenpart immer eine halbe Plattenhöhe fehlt. Durch den Einsatz von Brackets oder Panels lässt sich dieses Problem, wie im Bild oben zu sehen, jedoch lösen.
Kommen wir nun zu einer weiteren Technik, die weitere Möglichkeiten für SNOT-Strukturen und Formen eröffnet: Slopes 30 1 x 1 x 2/3 ("Käse-Ecken")
Legt man diese um 180° zueinander gedreht aufeinander, so entsteht eine Schräge, die sich für Formen nutzen lässt:
Dabei entsteht jedoch auch ein kleines Problem: Zwei Slopes zusammen ergeben etwas mehr als 5 Längeneinheiten (5,2 war ein Wert, den ich auf anderen Websiten zu diesem Thema gefunden habe). Dies sorgt entweder für etwas mechanische Spannung im Modell, oder erfordert viele Slope-Pärchen aneinander, um von den 0,2 Übertrag wieder auf eine glatte Zahl zu kommen.
Eine sich daraus zusätzlich ergebende Möglichkeit ist, eine 1 x 1 Fliese zwischen zwei Slopes zu legen, um eine schräge Linie herzustellen (im Bild unten beim Buchstaben "e" zu sehen). Den Einsatz der Slopes könnt ihr euch hier nochmal in meinem Harry Potter Logo anschauen:
Von nahem sieht man wie es an manchen Stellen etwas drückt. Dies macht es auch schwierig, solche Modelle 1:1 digital nachzubauen.
Vielleicht habt ihr ja auch noch eigene Erfahrungen und weitere Bautechniken zu ergänzen.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Tipps jemandem helfen konnte, da hier im Forum ja auch immer wieder einige Einsteiger dazu kommen und freue mich, wenn der oder die ein oder andere sich dadurch auch traut mal etwas Neues beim Bauen auszuprobieren.
Viele Grüße,
Tobias